Dieses Jahr kann man ohne Zweifel als das wildeste Reisejahr meines (bisherigen) Lebens bezeichnen. Im Februar ging es alleine für zehn Tage in das in Zentralamerika liegende Guatemala (niemand versteht Englisch und ich sehr wenig Spanisch). Im Hochsommer bei angenehmen 40 Grad wurde sich in Zentralasien (Ka, Kirg, Usbek und Tadschikistan) der Magen verdorben (keiner spricht Englisch), ehe es im September im zweitteuersten Land Europas auf Island (die Schweiz ist noch davor) in eine Zwangsdiät ging und bei zahlreichen Wasserfällen und weitentfernt aussehenden Berg- und Mondlandschaften auf den mitgenommenen Sandwich-Maker zurückgegriffen wurde. Was könnte da noch als Superlative für Augen und Magen kommen? China! Im wahrsten Sinne ein Land der Superlative. Dabei wurde der 630€ Schnapper relativ zufällig geschossen. Ja, für Hin/Rückflug und inklusive Gepäck einmal Shanghai und von Peking zurück, stark oder?
An Board der Airline Air-China angekommen, war der Service überraschend akzeptabel, das Boardprogramm zwar unterdurchschnittlich (schwaches Programm), aber das größte Pech hatte ich im ausverkauften Flug mit meinem Sitz. Die Beinfreiheit war um etwa 20% eingeschränkt aufgrund eines kleinen Kastens unter dem Vordersitz. Was willst du machen, die 9,50 Stunden nach Beijing (Peking) vergingen trotzdem zügig und so konnten wir am nächsten Morgen innerhalb von 2 Stunden entspannt nach Shanghai umsteigen. Falsch gedacht. Trotz pünktlicher Landung mussten wir am internationalen Beijing Airport erstmal gute 15 Minuten laufen. Dann muss jeder (egal ob Transit oder Endflughafen) durch die Immigration. Hierbei muss vorher oder wie wir, in der Schlange, ein blauer Mini-Einreisezettel (liegen aus) ausgefüllt werden. Dank der Visafreiheit für Deutsche bis Ende 2025 (für bis zu 15 Tage) ging es am Schalter selbst schnell und man nimmt den Flughafen-Zug zum Um/- Ausstieg. Kurz darauf kommt die erste leichte Handgepäck Kontrolle, ehe später eine normale große Kontrolle ansteht. Das alles kostet natürlich Zeit und trotz Vordrängeln war es schon Boarding-Time und nur ein intensiver Sprint konnte den Worstcase verhindern und wir betraten mit 10 Minuten Verspätung das Flugzeug. Glück gehabt. Als Belohnung gab es dafür das dritte chinesische Mittagessen innerhalb von einem halben Tag und die 1,5 Stunden in die Finanzmetropole Chinas vergingen rasend. Die 8500 Kilometer Luftlinie war überwunden und wir betraten endlich offiziell chinesischen Boden. Aufgrund des Inlandsfluges musste nur noch das Gepäck abgeholt werden und es konnte die Metro aufgesucht werden.
Jetzt ein wichtiger Hinweis für zukünftige (sonst überspringen) China-Reisende:
Ihr braucht unbedingt (ausländisches, nichtchinesisches) Internet mit einigen GBs (da chin. Apps viel Datenvolumen ziehen) und es sollten bereits vor Abflug einige Apps installiert und ausprobiert werden. Folgende Apps haben mir weitergeholfen bzw. sind m. M. n. unerlässlich.
Alexander R
– Wechat (chinesische Chat-App, allerdings mit Browser Funktion) Größtenteils chinesisch, allerdings kann man hiermit fast überall bezahlen (muss mit der Kreditkarte verbunden werden) und für Groundhopping unverzichtbar, nur hier sind m. M. n. online Tickets zu erwerben)
– Alipay Absolute Must-have App, alles ist mit der App möglich. Bezahlung, Bestellung von Essen, Transport (Metro, Bus und Taxi), Bestellung von Tickets von Sehenswürdigkeiten. Bargeld wird zwar noch akzeptiert, aber China richtet alles auf eine digitale Welt aus, sodass fast alle Händler als erstes nach einer Alipay Bezahlung fragen)
– Eine Kartenapp/Metro-App (MetroMan)
Apple User können ihre Karte benutzen, die sogar die Metroverbindungen anzeigen soll (allerdings auch nicht immer), Google Maps dagegen ist absolut nicht brauchbar. Mit VPN ist zwar die Sperrung zu umgehen, aber die Informationen sind nicht zu verwerten. Ich habe maps.me benutzt, auf Englisch verfügbar und zeigt das Allermeiste gut an. Die Transport Möglichkeiten sind manchmal etwas kompliziert, aber man kommt an sein Ziel.
– Übersetzerapp
Deepl für das Übersetzen, Pleco ist für die chinesische Aussprache ganz nett. Für das Sprechen funktioniert auch der Google Übersetzer.
Nachdem die Metro in Alipay eingerichtet worden war, ging es in das zweitgrößte U-Bahn-Netz der Welt. Es gibt Automaten für Einzeltickets, am einfachsten ist es jedoch den Barcode der App an den Scanner zu halten. Der Preis richtet sich an die Kilometer-Anzahl, mehr als 10 Yuan (1,30€) haben wir aber nie bezahlt. Beim Ausstieg muss der Code im Übrigen wieder drangehalten werden (in Bussen nur beim Einstieg, da hier ein Festpreis (2Yuan) gilt. Das Metro-System Shanghais gehört zwar zu den größten der Welt, ist trotzdem kinderleicht zu bedienen, da fast alles auf Englisch übersetzt ist. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Regen und dem ersten Moment und der Realisierung das wir nach 24 Stunden Anfahrt einfach mitten in China standen, wurde das Gepäck im Hotel hinterlegt und das Erste Mal die große weite Metropole sorgenfrei begutachtet. Um die krassen Gegensätze direkt aufzusaugen, schließlich gibt es praktisch von überall Wolkenkratzer zu bestaunen, wurden zwei Tempelanlagen besucht.
Der Jadebuddha-Tempel, der Eintritt war frei, gab einen ersten Einblick in die Geschichte im Gegensatz zur Moderne. Die Mönche waren am Beten und die merkwürdigen Gebetsgesänge gleich etwas komplett anderes zu den letzten Überbleibseln unseres christlichen/kirchlichen Kulturkreises. Der zweite Tempel, der ing’an Tempel (50 Yuan Eintritt, Online Ticket, oder vor Ort Alipay/Bargeld) gilt als drittbeliebteste Attraktion Shanghais und zum Ersten Mal (es werden einige ,,ersten Male im Bericht folgen) durften wir den Wahnsinn der chinesischen Massen an Inlandstouristen kennenlernen. Es war extrem überlaufen, aber auch gleichzeitig wieder beeindruckend. Gerade weil im Hintergrund das Neue Shanghai mit den Wolkenkratzern erstrahlte und man selbst umgeben vor altem glänzendem Tempel stand.

27.10.2024 – Shanghai Stadium, ~40.000 (20 Gäste) – Shanghai Shenhua 2:2 Shenzen Xinpengcheng
Die Ticketbeschaffung läuft über Wechat. Es muss der Vereinsname auf Chinesisch (siehe Wikipedia) im Suchfeld eingegben und sich dann im Chinesischen Web auf die Website bzw Mini-App (App in WeChat) weitergesucht werden und es ist etwa 10 Tage vor dem Spiel möglich, Karten zu erwerben. Funktioniert am besten so, dass man sich durch ein zweites Handy mit Google Lens alles übersetzt. Das Ticket kostete 150 Yuan, war aber auch die einzige Kategorie die ich auswählen konnte. Der Reisepass muss eingegeben werden, der ist nämlich vor Ort auch das Ticket.
2 Stunden vor Beginn ging also Richtung Metro-Station Shanghai Stadium. Die Metro war bereits sehr gut befüllt mit den blauen Farben des Vereins, es fand also ein Event statt, die Aufregung wurde trotz vorhandenen Tickets immer größer. Das Shanghai Stadion hat zwei Eingänge, es steht aber auch auf der chinesischen Online Bestellung welchen ihr nehmen müsst. Vorm Gate hat uns ein Security mit zwei weiteren Ausländern direkt abgefangen und zu einem kleinen Extra Schalter neben den normalen Drehkreuzen gebracht. Die Ausweise wurden kurz im System eingegeben und zack war man drin. Natürlich dauerte es bei mir etwas länger als bei der Reisebegleitung, der Hopper muss natürlich noch etwas zittern und zappeln, ehe endlich das ersehnte Go kam. Nachdem Check wurde man kurz minimal abgescannt und wir waren im Stadiongelände. Sehr nett, das der beeindruckende 70.000er!, von außen zu umlaufen ist. Da läuft man auch an der ,,Fanszene“ vorbei, aber hier ist im Gegensatz zu Europa alles entspannt und nichts gefährlich. Vor Beginn lief hier die Nationalhymne vor einer riesigen China Flagge, da bemerkte man erneut worauf man sich bei dem Besuch der Weltmacht eingestellt hat.

Das Spiel war das letzte Heimspiel und der vorletzte Spieltag. Shenhua lag auf Platz 1 mit einem Punkt Vorsprung auf seinen Stadtrivalen und hatte durchaus Hoffnung sogar heute Meister zu werden. (Der Stadtrivale gewann sein Auswärtsspiel). Daher kamen statt der sonst üblichen 30.000, diesmal um die 40.000 Zuschauer. Ausverkauft ist es im größten Land der Welt nie, Shanghai zieht damit aber die meisten Besucher der Liga. Gästefans sind zu meiner Überraschung erlaubt, allerdings gab es davon heute etwa 20 Personen. Die Strecke aus Shenzhen nach Shanghai beträgt mehr als 1000km, daher ist die Anreise eines jeden Bemerkenswert. Die Gäste stecken komplett im Abstiegskampf, benötigen also jeden Punkt und haben hier nichts abzuschenken.
Shanghai versuchte von Beginn an Druck zu machen und Shenzen hinten reinzudrücken. Nun, das ließen die Gäste auch mit sich machen, deren Taktik war offensichtlich ein kompaktes Verteidigen und ab/an schnelle Konter zu fahren. Die ,,Blues“ kreiselten den Ball in ihren Reihen und kamen anfangs auf über 70% Ballbesitz, aber konnten damit nichts anfangen, sodass es mit dem 0:0 in die Pause ging. Die Kurve applaudierte wacker, gerade auch mit dem Hintergrundwissen das der Rivale in seinem Spiel bereits führte und die Tabellenführung aktuell einnahm. Apropos Kurve, die zeigte und erzeugte etwa 3/4 des Spiels sogar eine überraschende Lautstärke. Im Unterrang wurden große Fahnen eingesetzt und immer wieder in die Gesänge eingebaut. Auch im Unterrang meiner Gegentribüne inklusive Vorgänger. Die Koordination klappte bei weilen gut, auch wenn die Auswahl selbst schon sehr an die ,,langweiligeren“ Gesänge aus Europa erinnert.
Halbzeit 2 begann furios und euphorisch, da nach 2 Minuten durch den Brasilianer Luis der Führungstreffer erzielt wurde. Nach fünf Minuten VAR wohlgemerkt, auch hier ist man davon nicht verschont, hier wird das Ganze allerdings gefeiert, da der Videobeweis immer mal wieder aktiv vom Stadion gefordert wurde. Der Stimmung tat es gut und es wurde zeitweise richtig laut. Shanghais Spieler waren angetrieben und hatten jetzt mehrere gute Chancen, da Shenzen auch mit jeder Minute mehr die Defensive aufmachen musste. In der 70. Minute gab es einen langen Ball der Gäste der von der chinesischen Abwehr (erwähnenswert, weil die Offensive bei fast allen Teams fast nur aus Ausländern besteht) schlecht verteidigt und ein harmloser Schuss landete im Tor. Totenstille im Rund und Ektase bei den 20 Gästefans. Die Stille wurde noch unheimlicher, als acht Minuten später das 1:2 fiel und man fast einen Bleistift hätte fallen lassen können. Etwas später rafften sich Fans und das Team noch einmal auf, erzielten in der Nachspielzeit per Elfmeter den Ausgleich, vergab dann wiederum mit der allerletzten Großchance das Spiel und wahrscheinlich die Meisterschaft. Shenhua stand plötzlich auf Platz 2 und der Stadtrivale wird wahrscheinlich Meister in der nächsten Woche (Anmerkung: Es blieb dabei). Ich bekam somit zwar keine Meisterfeier, dafür aber eine sehr spannende Partie mit vielen Toren. Viel besser wird es China fussballtechnisch wahrscheinlich nicht mehr. Der Länderpunkt war am ersten richtigen Tag eingetütet und Herz und Seele befriedigt. Jetzt kann einen nichts mehr stoppen und ich war die nächsten Tage die Ruhe selbst.
Nach der Partie ging es auf den Shanghai Tower, die Nummer 1 der Touri Attraktionen, mit 22€ nicht billig und ist es in meinen Augen auch nicht wert. Ja, man sieht vom drittgrößten Gebäude der Welt wirklich die ganze Stadt, nein Metropolregion, aber es soll auch billigere Gebäude zur Besichtigung geben, die auch nicht ganz so überlaufen sind. Von unten drauf in die Höhe von 632m zu schauen ist dagegen schon mehr als cool, noch cooler ist es allerdings abends (aber auch tagsüber zu empfehlen) auf dem ,,Bund“, eine Freilauffläche auf den Finanzdistrikt (inkl. dem Tower) zu schauen. Sicherlich kennt jeder das Bild der blinkenden Gebäude und dem Wasser im Vordergrund. Sehr fesselnd, auch wenn diese Art von Städten eigentlich nichts für mich ist, nett mal hier gewesen zu sein!


Nett da gewesen zu sein, war also unser Zeichen am nächsten Tag in Richtung Peking/Beijing per Zug aufzubrechen.
Der Bahnhof befindet sich in der Nähe des Hongquiao Airports und unterscheidet sich auch kaum von einem Flughafen. Gepäckkontrolle (wie auch bei jeder Metrostation) und dann ein riesiger überdimensionaler Warteraum. Alle Gleise selbst sind komplett menschenleer (und blitzeblank, wie vieles im öffentlichen Raum) und werden erst 15/20 Minuten vor der Abfahrt geöffnet und freigegeben. Tickets bekommt ihr für die 4,5 Std Fahrt entweder auf trip.com oder der offiziellen chinesischen Website. Die ist ausnahmsweise auch auf Englisch. Die Tickets selbst kann man bei trip.com vorbestellen, gekauft werden die vom System allerdings erst 15 Tage vor Zugantritt. Da die Züge oft sehr voll sind, ist diese Vorbestellung eine gute Option, allerdings soll man auch nicht immer auch seine Tickets bekommen. Gerade zu Feiertagen ist der Verkauf auf der offiziellen Website pünktlich zum Vorverkauf der sichere Weg. Und da man ja wie überall seinen Reisepass eingeben muss, passt auf die exakten Daten auf. Ich hatte natürlich einen Zahlendreher drin und prompt blinkte das Gate rot auf. Nach kurzen abchecken durfte ich dann doch rein, aber bei all den Online Eingaben und Käufen wird man auch langsam irre. Schnell angekommen in der nächsten der größten Metropolen der Welt, immerhin wurden die über 1000km in weniger als fünf Stunden bewältigt, wurde sich kurz frisch gemacht und der erste Punkt der Woche angesteuert.
Metrofahrten können hier im Übrigen mit der Kreditkarte am Scanner (Ein- und Ausstieg) bezahlt werden, dies ist allerdings bisher nur auf die Subway von Peking beschränkt. Busfahrten laufen wieder über Alipay, hier muss ebenfalls ein- und ausgescannt werden.
Der Jinshan-Park befindet sich gegenüber der riesigen ,,forbidden city“ (verbotene Stadt) und besitzt mittig einen aufgeschütteten Hügel, von dem aus das riesige Areal zu sehen ist. Der Eintritt ist gering (10 Yuan) und der Park dementsprechend beliebt bei den chinesischen Touristen. Gerade abends beim Sonnenuntergang werden hier unzählige Fotos geschossen. Also durchaus empfehlenswert um Fotos nicht nur direkt aus, sondern auch von der forbidden City zu schießen und zu besitzen. Gegen Abend entschieden wir uns für den Hunger noch die Qianmen Street zu besuchen. Durch Corona wurde alles an ,,Street Märkten“ dicht gemacht und verboten. Dieses Verbot von freien Ständen soll zwar von der Regierung mittlerweile aufgehoben worden sein, die Stände sind jedoch in China nicht mehr zurückgehehrt.
Die Qianmen Street stellt also noch eine (der letzten) großen Fußgängerzone da und in den Seitengassen gibt es feste Essensstände sowie kleinere Angebote an Schmuck und Souvenirs. Hier sei gesagt, auf Grund der extrem weit fortgeschrittenen Digitalisierung gibt es eigentlich fast alles hiervon auch im chinesischen Internet (taobao z.B) und daher auch keine Schnäppchen mehr. Verhandeln ist dennoch Pflicht und bezahlt wird selbstverständlich mit alipay. Das Gewusel der tausenden Menschen und die ein oder andere ungewöhnliche angebotene Essenstierart (verschiedenste Arten von Spinnen z.B.) war dennoch schockierend beeindruckend und verdeutlichte erneut wie weit Europa kulturell doch entfernt ist.
Am ersten vollen Tag sollte das große Highlight Beijings besucht werden. Die verbotene Stadt. Tickets hierfür gibt es online über wechat (auf Chinesisch) oder über die offizielle Website. Das Kontingent klingt mit 40.000 Tickets pro Tag enorm, ist jedoch jeden Tag ausverkauft. Der Verkauf startet sieben Tage vorher um 20:00 Uhr chinesischer Zeit. Dann ist eine Morgen- oder Nachmittagssession auszuwählen und die Personaldaten anzugeben. Der Reisepass ist wie überall dein Ticket.
Hat man für einen Tag also ein Ticket ergattern können, kommt man damit auch auf den imposanten ,,Vorplatz „, dem Tiananmen-Square. Hier stand nicht nur eine der größten Protestbewegungen der chinesischen Volksgeschichte, sondern liegt auch der ehemalige Herrscher Mao im Mausoleum begraben. Um den sehen zu können, muss man wiederum ebenfalls im Vorhinein ein Ticket online reservieren. Haben wir nicht gemacht, das irre Treiben auf dem Platz war krass. Tausende, Zehntausende Menschen, viele viele chinesische Reisegruppen, die aus jedem Winkel ein Foto von sich machen wollten. Wirklich irre. Neben dem Square liegt auch das Nationalmuseum, aber auch dafür war keine Zeit, ab 11:30 kommt man für die Nachmittagssession in die verbotene Stadt hinein. In der Warteschlange auch etliche Schulklassen, die dann wirklich (anscheinend) noch kaum einen westlichen Menschen erblickt haben und einen etliche Sekunden anstarrten. Aber auch überfreundlich lächelten. Sonst in der Stadt sind die Einheimischen zwar bei unserem Anblick kurz verwundert, es gibt (noch) kaum westliche Touristen, aber der Blick der Kinder war da schon intensiver. Interessantes Gefühl, wie das dann wohl in Regionen wie Zentralafrika sein wird? Die verbotene Stadt war lange Zeit die Heimat des chinesischen Kaisers und das 720.000 m2 große Areal mit seinen imposanten (aber doch recht ähnlich aussehenden) 890 Palästen und Räumen war dem einfachen Fußvolk lange verwehrt. Daher ist nicht nur der Name erklärbar, sondern auch dass es das Lebensziel eines jeden Chinesen ist, einmal hier gewesen sein zu dürfen.
Genug Geschichtsstunde, danach, zu diesem UNESCO Weltkulturerbe müsst ihr einfach selber hin, hieß es für uns, nachdem etliche Kilometer abgespült worden waren, (und es noch etwas Tageslicht gab). einen weiteren Markt anzusteuern. Um es kurz zu fassen, der Panjiayun market hat ausschließlich ,,Antiquitäten “ im Angebot, wirklich andere Sachen als auf der Qianmen Street gibt es jedoch nicht, aber wer Perlen und Ketten (zu verschenken) mag, findet hier bestimmt etwas.
Der Dongyue temple (kleiner Eintritt ist fällig) ist vielleicht ein kleiner Geheimtipp und mein persönliches Highlight von Shanghai und Peking. Eigentlich sind alle Tempel- und Parkanlagen immer kleine und ruhige Oasen, die einen den Millionenverkehr ein paar Meter weiter und die Hochhäuser im Hintergrund vergessen lassen, allerdings sind sie meistens komplett überlaufen. So nicht der Dongyue, in dem einen viel über den Taoismus gelehrt wird, eine der drei Lehren der chinesischen Philosophie. Erklärt und dargestellt wird dies durch etliche (bestimmt über 30) kleine Räume, in denen Figuren gesellschaftliche Theorien oder das Handeln eines Departments (als Aufklärer) erklären. Sehr witzig und anschaulich dargestellt, aber dank der englischen Tafelschilder auch gehaltvoll.
Nach der Ruhe durfte auch der Ritan-Park in der direkten Umgebung unseres Hotels nicht fehlen, der praktischerweise auch vom Tempel nicht weit entfernt war. Er ist kostenlos und in einem kleinen Abschnitt stehen kleinere Pappfiguren, auch ein Drache, die bei schönem Wetter den Park sehr bildlich machen. Der Name temple of Sun ist dafür etwas ,,too much“ (entschuldigt die Bezeichnung) und irreführend, aber was weiß ich westlicher Touri schon. Was im Ritan Park witzig ist, ist die Schindler-Tankstelle. Ein kleines Bistro mit deutschen (fragwürdigen?) Namen, dass Currywurst/Pommes und ein paar andere wenige deutsche Produkte anbietet. Soweit reist man um die Welt, um der Heimat durch Zufall (!) doch so nah zu sein. Sehr witzig, auch wenn die Wurst unserem verwöhnten Gaumen nicht ganz so gut geschmeckt hat. Und 5€ auch nicht billig sind… Generell sind die Parks nicht nur sauber, sondern auch lebenswert und lebendig. Die Chinesen spazieren, spielen oder entspannen in ihrer wenigen Freizeit gerne in diesen fernab des Alltags befindlichen Oasen.

Jinshanling – Die chinesische Mauer – Eines der sieben Weltwunder.
Für die chinesische Mauer gibt es von Peking aus mehrere Optionen jene zu besichtigen. Wer mich kennt, einfach ist nicht, so wurde der Abschnitt Jinshanling, der am weitesten entfernt (machbar) und am zweitschwierigsten sein soll, ausgewählt. Ein Fahrservice wurde über trip.com gebucht, hat auch alles prima funktioniert. Ja, manch einer kritisiert jetzt diese Online Buchungen zu Recht, aber in China ist wie gesagt alles digitalisiert, ich habe keinerlei Reisebüros gesehen, von daher hatte ich diesmal auch kein schlechtes Gewissen.
Jinshanling liegt etwa 2,5 Autostunden entfernt, also konnte im Minibus die Natur und das etwas dörflichere China bestaunt werden. In einem Tunnel vibrierte der Boden mit Musik, auch ein nettes Element. Grundsätzlich waren die Straßen außerhalb Pekings zur Mittagszeit wie leergefegt. Freizeit gibt es bei den Chinesen ja sowieso kaum. Dafür das wir eine Sunset Tour gebucht hatten, war der heutige Tag leider zu nebelig. Das nimmt nicht mein Fazit vorweg, aber gibt natürlich Abzüge in der B-Noten Bewertung.
Für unseren Abschnitt mussten wir erst einen wunderschönen Wanderweg etwa 30min steil nach oben laufen. Manch einer mag da schon an seine Grenzen kommen, für mich natürlich ein Kinderspiel. Schon von unten die Türme und ehemaligen Wachposten in Sicht, ergibt sich oben ein einzig artiges Schauspiel und Wunder. Sie zieht sich kilometerlang (6260 Kilometer!) in die eine und andere Richtung, mit Kurven, mal gerade, mal flacher, mal extrem steil. Im Hintergrund die Berge, sehr faszinierend. Um davon mehr zu haben, durften wir 6 Kilometer einen Abschnitt entlanglaufen, zig Höhenmeter, unbearbeitete Abschnitte und wirklich steile Treppen erschwerten zwar den (der)Weg (ist das) zum Ziel, aber mit etwas Fitness ist das außer für kaputte Kniee (wie bei mir) easy machbar. Andere Abschnitte näher in Richtung Peking sollen ebenfalls beeindruckend sein, so viel anderes wird dort nicht zu sehen sein, aber hier ist es noch fast unbearbeitet und menschenleer. Auf der Hälfte der Strecke trafen wir auf Chinesen, die nicht einmal wussten wo Germany lag und uns hunderte Male ablichteten. Entweder ahnungslose nicht dem englischen mächtig Landbewohner (oder weit entfernt von Beijing wohnhaft), oder enthusiastische Fotografen. Ich tippe auf Ersteres, aber jedem das was er mag, hier oben fühlt man sich mächtig aber auch klein wie selten sonst im Leben.
Nach zwei Stunden (ziemlich schnell denn vier waren eingeplant) einem Aufstieg folgt immer ein Abstieg (oder nicht?), der dann aber nochmal bedeutend einfacher war. Einzig der fehlende Sonnenuntergang lässt dieses Erlebnis auf einem Weltwunder etwas schmälern, aber vielleicht ist dieses traumhafte Ereignis ja nicht das letzte Mal gewesen. Trotz meines krassen Jahres war der Besuch der Chinesischen Mauer etwas Besonderes und man sollte trotz Anstrengung etwas Zeit finden, den Moment hier auf der von tausenden Sklaven errichteten Mauer, zu genießen.
Am frühen Morgen am Tag danach merkte ich anstatt Knieschmerzen doch etwas die Waden, mehr jedoch einen mentalen Knick. Mit dem letzten großen Highlight der Mauer war mein Reisejahr praktisch für mich gelaufen. China war erstmalig ,,kennengelernt „. Ich wollte sofort nachhause, doch zwei kleinere Programmpunkte standen noch an.
Der Himmelsalter ist ein weiteres must-visit und erneut brechend voll und die Chinesen posierten in unzähligen Positionen auf der sehenswerten Tempelkomplexanlage. Aufgrund der Höhe des Haupttempels, dem Tempel der guten Ernte (temple of Good Harvest) sehr ansehnlich fotogen, nicht falsch verstehen, aber da die Luft raus war, ein Pflichttermin und nichts weiter. Danach wollte meine Reisebegleitung noch in ein Teehouse. Mehr touristisch geht nicht und preislich dermaßen überteuert, der Anblick half theoretisch jedoch etwas mental wieder sich aufzubauen. Oh Gott klingt das dramatisch, aber Loch ist Loch, selbst wenn man im Paradies wäre.
Am letzten Morgen in China startete der Rückflug mit knapp 2 Stunden Verspätung perfekt, auch besaß ich wieder einen Sitz mit Box für eingeengte Beinfreiheit, aber diesmal war ich froh mit jeder Stunde wieder dem europäischen Festland näher zu kommen. Das dadurch der Anschlusszug in die Heimat nur durch eine teure Taxifahrt zum wunderschönen Frankfurter Hauptbahnhof (und seinen Begleiterscheinungen) gerettet werden konnte, geschenkt. Endlich zurück in Deutschland.
