Die große Aufregung

Ich bin ein treuer Hörer des Podcasts Jojo und der Profcast und immer wieder werde ich von diesem Duo (und anderen Podcasts) inspiriert. Gerade vom Prof, weil wir uns in gewissen Dingen recht ähnlich sind, z.B. das Attribut unsere Urlaubsdauer und Ziele an unser schmales Budget anpassen zu müssen. Der Fakt das ich das Ranzige ebenso wie er liebe, macht mich wahrscheinlich zu einem kleinen ,,Fan eines Influencers“. Eines dunklen Tages im Herbst im Hamsterrad scrollte ich mal wieder auf sämtlichen Plattformen nach Ideen und günstigen Flügen. Un Momento, 550€ hin/zurück nach Guatemala?

In meinen Augen ein wahres Schnäppchen und innerhalb von wenigen Minuten machte ich den 12-tägigen Trip sattelfest.  Man war ich nach der eingegangenen Buchungsbestätigung von United Airlines aufgeregt, fast schon zitternd musste ich den neusten Urlaubsplan einer Arbeitskollegin berichten, um erstmal runterzukommen. Sicherlich, ich bin keiner dieser Extrem-Hopper, aber durch die, vor Reisebeginn immerhin schon 30 eingefahrenen Länderpunkte, bin ich auch kein Neuling mehr im Reisebusiness. Dennoch, der Gedanke an das erste Land außerhalb Europas, einer mir unbekannten Sprache (einen kleinen Grundwortschatz Spanisch habe ich mir versucht aufzubauen, trotzdem ist das maximal mittleres A1 Niveau), einer nicht zu vernachlässigenden Kriminalitätsrate und dem Fakt alleine zu reisen (meine Freundin versuchte ich Guatemala schmackhaft zu machen, allerdings ohne Erfolg. Das ist jedoch auch meine geringste Sorge gewesen), verschafften mir eine bisher nie dagewesene Aufregung.
Die Reiseplanung stand relativ schnell, ein striktes Programm wurde geschaffen. Fehlendes Reiseequipment (u.a. ein zweites Handy, zweites Portmonee und eine Bauchtasche) besorgt.
Jetzt hieß es nur noch abwarten und weiter das Hamsterrad drehen zu lassen.

Drei Monate später saß ich am Mittwochabend vorm Abflug im Berliner Hotel und versuchte mich nochmals zu beruhigen und alles durchzugehen. Die größten offenen Fragen waren die Bargeldbeschaffung am La Aurora International Airport Ciudad de Guatemala (zur Anzahl der ATMs gab es widersprüchliche Angaben), die Frage ob meine Internet E-Sim funktionieren würde und wie es generell spät abends (23:00 Uhr) bei der Ankunft sein sollte.
Ich erspare euch mal die Details eines Langstreckenfluges, viele haben das bestimmt bereits einmal erlebt oder kennen es zumindest aus Filmen. Über 8 Stunden ging es nach New-York. Auch als Transit Reisender muss man sich im Vorfeld über das ESTA Verfahren in der USA anmelden und sich dort kurz den Fragen der Officer stellen. Danach vergingen die 4 Stunden Zwischenstopp recht zügig und so wartete ich auf den Weiterflug in Richtung Guatemala.
Hier gab es eine halbe Stunde Verspätung, aber im Flugzeug die freudige Überraschung, dass ich auf „Business Economy“ geupgraded wurde. Der Screen ist etwas größer und moderner und es gibt etwas mehr Beinfreiheit. Nicht viel, aber so richtiges Beine Ausstrecken kenne ich als ryanair Vielflieger überhaupt nicht, nice!
Weitere fünf Stunden später vergingen diesmal wie im Schlaf (im wahrsten Sinne) und so stand ich schon am kleinen (jedoch der größte in Guatemala) Hauptstadt Flughafen ,,La Aurora“.
Durchatmen, aussteigen und Überblick behalten.
Nach einigen Metern Laufen erschien eine kleine Fressmeile mit amerikanischen Fastfood Ketten (zu meiner Uhrzeit um 23:00 Uhr zu), danach folgte die Grenzzone. Kurz davor befindet sich links ein gelber Bank-Automat (die zweite Erleichterung am Abend, auch meine E-Sim(Internet) funktionierte sofort nach Landung) und auch ein noch spät geöffnetes Money Exchange Büro.
Die Einreise Schlangen waren trotz 6-facher Besetzung recht lang, sie gilt für Einheimische und Ausländer gleichermaßen, sodass ich etwas runterkommen konnte. Hier wird nur kurz der Personalausweis abgestempelt. Durch ist man allerdings erst, wenn nochmals das Gepäck durch einen Scanner geht und man ein verpflichtendes Einreise-Formular für Guatemala vorgezeigt hat. Draußen herrschte auch um diese Uhrzeit noch Trubel und viele Taxis und Ubers fuhren herum. Uber ist übrigens eure preiswerte Transport Wahl für die Hauptstadt. Manche fahren auch nach Antigua, was für die allermeisten Touristen das direkte Ziel ist, ohne in die als gefährlich geltende Hauptstadt zu müssen. Ich ging eine Straße weiter und buchte mir von hier ein Uber zur Unterkunft. Mir war schon etwas mulmig, da ich alleine im Dunkeln einer Seitenstraße stand, aber ich wollte den ersten Menschenmassen entgehen und mein Fahrer kam zum Glück zügig. Erstes kleineres „Hindernis“ war dann, dass meine Unterkunft in einem gesicherten Wohngebiet lag, in das mein Fahrer nicht mehr reinfahren durfte. Ich musste also noch fünf Minuten gehen, aber die gesicherte Zone erschien mir als ungefährlich. In der Unterkunft war es dann auch so weit, dass niemand mehr dem Englischen mächtig war, zum Glück reichten meine ,,100 Wörter“ Spanisch für den Check-in.
Nach über 19 Stunden Anreise war ich nun endlich in Guatemala, mein sehnlicher Wunsch außerhalb Europas die vielfältige Welt zu betreten.

Flores – Die beeindruckende Mayastadt Tikal

Nach nur fünf Stunden Schlaf wartete in der Früh auf mein Shuttle (Hey, da hat die Kommunikation auf Spanisch direkt geklappt), da ich die Hauptstadt am ersten Tag (Freitag der 01.03.24) wieder verlassen sollte. Mit der für mich neuen Airline TAG ging es im Mini-Bomber einstündig in Richtung Flores. Flores ist eine kleine Stadt im Nordosten des Landes und hier befindet sich, wiederum einstündig per Auto entfernt, die große Mayastätte „Tikal“, mitten im Dschungel liegend, die für jeden Besucher Zentral-Amerikas ein absolutes Muss sein sollte.
Der Mini ,,Maya-Airport“ ist in seiner Größe lustig, die Gepäckabholung dauert hier ganze fünf Minuten. Außerhalb stehen Taxis, die einen ins Zentrum Flores oder zur anliegenden Mini-Insel bringen (etwa 30-35 Quetzales) oder auch vor der Airport Straße kleine Tuk-Tuks (15-20 Q), die ich auch öfters in Anspruch nahm.

Die meisten Reisenden kommen auf der Insel unter, die mit dem Zentrum durch eine Brücke (5 Minuten) verbunden ist. Island of Flores ist maximal touristisch, dadurch aber auch maximal sicher. Hier gibt es alles (Minimärkte, Restaurants, Agenturen) was das Touri-Herz benötigt. Am Eingang der Insel befindet sich übrigens ein Yo amo Peten (Peten ist der Name der Region) Zeichen, deshalb gut zu wissen, weil von hier aus die meisten Busse in alle möglichen Richtungen abfahren. Aber Achtung bei der Buchung, gerade im Internet, es gibt auch einen Busbahnhof im Stadtkern, also achtet darauf.
Nun, was kann man hier groß machen? Immerhin buchte ich mich mit vier Tagen die mit Abstand meiste Zeit in ein Hostel ein. Nun, es diente eigentlich nur als Basis und passte zu meinen Flügen. Nach meiner Ankunft gab es zuerst die besten Chicken-Nuggets des gesamten Trips (Hauptmahlzeit in Guatemala ist Hähnchen-Fleisch und Reis), die wirklich knusprig waren. Direkt mit Blick auf den See und „Dschungel“. Der erste Tag war also als Eingewöhnung angedacht, schließlich stand am nächsten Morgen um 4:30 die TikalWanderung an. Eines meiner drei großen geplanten Highlights.

Die Touren kann man auf der gesamten Insel buchen, ich hatte sie aufgrund meines engen Zeitplanes, wie vieles, im Voraus (über TripAdvisor) gebucht. Dort war sie als Sunrise Tour angepriesen, was sich in Wahrheit allerdings als falsch herausstellte. Wir waren zwar zum Parkbeginn um 06:00 am Gate und Ticket-Schalter, aber den Sonnenaufgang ,,verpassten“ wir dadurch schon.
Die ,,echten“ Sunrise Touren gehen schon etwa ab 03:00 los, schließlich braucht der Bus von der Insel zu Tikal etwas mehr als eine Stunde. Glück im Unglück hatte ich vielleicht durch den Umstand, dass es ganz früh noch sehr nebelig gewesen ist und so am heutigen frühen Morgen nicht viel zu sehen gewesen sein soll. Solltet ihr nicht unbedingt die ersten am Schalter sein und etwa später erst losfahren wollen oder einfach Pech haben, man kann die Eintritt Tickets auch online kaufen. Die offizielle Homepage ist nur auf Spanisch verfügbar, wahrscheinlich der Grund, warum ich aus meiner Gruppe der einzige mit einem Online-Ticket gewesen bin. Der Kaufprozess gestaltet sich auch ohne große Kenntnisse als leicht, wichtig ist nur die boletas für Extranjeros (Ausländer) zu kaufen, darauf wird vor Ort auch geachtet.
Nach der Ticketbeschaffung ging es zum offiziellen Eingang, wo es ein Restaurant gibt und kurz danach nochmals die Tickets abgescannt werden.

Unfassbar beeindruckend.

Die antike Maya-Stadt soll bereits 900 v. Ch. besiedelt worden sein und gehört heute zu der am besten erforschten, ältesten und größten antiken Stätte der Welt. In seiner Größe von über 57.000 ha sind noch immer gut erhaltende Tempel und Paläste zu bestaunen. Einige sind von außen erklimmbar und lassen einen von oben in die Tiefen des Regenwaldes blicken.
Einen Vergleich zu der deutlich bekannteren Chichen Itza (Mexiko) fehlt mir noch, aber ich glaube gerade der Fakt, dass Tikal deutlich schwieriger zu erreichen ist, macht den Besuch hier wertvoller.
Nein, das soll keine Geschichtsstunde sein, aber alleine der Fakt, dass in Tikal noch Mayas  (machen 42% der Gesamtbevölkerung Guatemalas aus!) im Dschungel leben, macht es wirklich beeindruckend. Ein Tourguide ist zu empfehlen, aufgrund der Größe sollen im Areal schon Personen vermisst gegangen worden sein. In meinen Fall war der Guide auch ein Maya, der z.B. erzählte, dass im Laufe der Zeit, aufgrund Unbewohnbarkeit (fehlender Regen, der u.a. auch aufgrund der vielen Ausgrabungen der Materialien für die Ruinen, ausfiel) viele Mayas nach Südamerika auswanderten und dann dort u.a. Machu Pichu erbauten.
Die Tour ging rund 6 Stunden und ich kann nur jedem raten, dieses Highlight Zentralamerikas, trotz der schwierigen Erreichbarkeit, nicht auszulassen!
Nach den vielen Stunden in der Sonne war ich fix und fertig und wollte mich ausruhen. Bei den vielen deutschen Backpackern in den Hostels (viele Weltreisende darunter) gar nicht so leicht, doch der Schlaf war für die nächsten Tage notwendig.

24 Std. Kurzausflug ins ,,Urlaubsparadis“ Belize

Auch am Sonntag klingelte der Wecker wieder um 6, es stand endlich der erste Länderpunkt an. Belize, ein Land das allen Menschen maximal durch die vielen kleinen Trauminseln bekannt ist. Die einfahrenden Busse halten in Belize-City zwar alle am Wasser-Fährterminal, doch ich sollte als einziger Touri in der Stadt bleiben.

Neben privaten Bus/Autofahrten gibt es von Flores in Richtung Belize City auch öffentliche Busse. Die halten an der Grenze und man muss meines Wissens teilweise nochmals in Belize selbst umsteigen. Dafür sollen sie nur ein paar Euros kosten.
Ich entschied mich für ein Shuttle-Bus von ,,Marlin espadas“, die Tickets kann man bei denen entspannt online kaufen. Die Fahrt dauert 5-6 Stunden, Abfahrt ist in Flores um 07:00 Uhr und zurück von Belize um 12:30. An der Grenze muss jeder (inkl. Gepäck) aussteigen und beide Grenzen zu Fuß passieren (für die Belize Einreise muss ein kleiner Zettel ausgefüllt werden, wird einem vom Bus-Unternehmen mitgegeben, aber vor Ort stehen auch Grenzer mit dem Wisch) und darf danach wieder in seinen Bus mit neuem Fahrer zurückkehren.
Meiner Meinung nach sind die Straßenverhältnisse ab Belize etwas besser, zumindest ohne die Bumbs (laut einem guat. Taxifahrer angeblich gesetzlich in Guatemala verboten, es gibt sie trotzdem überall) und die Natur wirkt etwas ,,aufgepimpter“. Also für die Touris, zumindest gab es auf einmal etliche Palmen am Straßenrand.

Am Wasser-Terminal in Belize-City angekommen, dackelte die ganze Busladung dem Fahrer hinterher um Tickets für die Fähre zu kaufen. Ich sammelte mich etwas und trat den Weg in die Stadt an. Ich suchte anfangs verzweifelt und lange einen Geldautomaten, der auch funktionieren sollte. Die Straßen waren, auch dem Sonntag etwas geschuldet, menschenleer. Wirkte etwas gruselig, vereinzelte Sprüche bzw. „Angebote“ der Einheimischen schwarzen Bevölkerung gab es nichtsdestotrotz. Ich lehnte alles höflichst ab.  
Generell ist die Einwohnerzusammensetzung Belizes sehr interessant. Die Mehrheit (52%) besitzt indigene (größtenteils Mayas) Vorfahren oder definieren sich noch als Mayas (10%). In Belize Stadt sieht man dagegen größtenteils die Kreolen (25% der Gesamtbevölkerung, mixed, größtenteils schwarze Menschen). Nicht minder interessant, dass die Geschäfte und kleinen Restaurants und Tankstellen in der Stadt jedoch zu einem sehr großen Anteil von den im Land sehr kleinen Minderheit der Asiaten betrieben werden.
Dies führt leider zu starken ethnischen Spannungen, sodass nicht nur jeder Laden extrem gesichert ist, sondern die Stadt auch als sehr gefährlich gilt. Je nach Statistik der vergangenen Jahre liegt in der Tötungsdelikt-Rate Belize in der Top 5/10 der Welt. Nachdem ich mittlerweile also Geld aufgetrieben hatte (übrigens wird der US-Dollar hier liebend gerne akzeptiert – Im Gegensatz zu Guatemala), suchte ich mein vier **** Hotel auf. Vier Sterne in Belize-City (auf den Inseln sieht es mit Sicherheit anders aus) wären in unseren Gefilden aber auch maximal 2. Die schöne Aussicht aus dem Zimmer konnte ein ekelhaftes Frühstück oder auch ein nasses dreckiges Gym nicht wettmachen. Also auf zum Fussball.

03.03.2024, 16:00 Uhr, Belize-City, Belize, Marion Jones Sports Complex, ~400 Zuschauer (25 Gäste) – FC Port Layola 2:2 FC Altitude, Premier League of Belize

Das Stadionkomplex steht direkt neben dem Flughafen und bietet dadurch auch einen fantastischen Blick auf das Meer. Es bietet angeblich für 7500 Zuschauer Platz und ist damit das größte, wenn auch nicht mehr das National, Stadion des Landes. Die einzige Tribüne ist zugegebener Maßen sehr groß (und sehr schmutzig!), dennoch würde ich nach deutschen Maßstab hier maximal die Hälfte der Personen sehen und zulassen. Das große Highlight neben der alle 10 Minuten startenden Flugzeuge nebenan, ist der Rasen gewesen. Welch ein Acker! Jede Hundewiese nach 10 Jahren Spiel-und Spaß mit Vierbeinern ist in einem besseren Zustand und die armen Jungs müssen hier alle zwei Wochen ein offizielles Fußballspiel ausrichten.

Die 22 Spieler gaben bei heißen Temperaturen ihr bestes, konnten die Platzverhältnisse durch mangelndes taktisches Verständnis und technischen Unvermögen aber auch nicht ausgleichen. 1-2 Spieler auf beiden Seiten, fielen dadurch so positiv auf, dass ich sie schon beinahe meinen Zweit-Lieblingsverein empfehlen wollte.
Das 1:0 fiel dementsprechend glücklich per Standard und ließ die Einheimischen etwas auf der Tribüne tanzen. Etwas überraschend, wurde der darauffolgende Ausgleich auch von etwa 25 Gästen bejubelt. Mit Auswärtsfans hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Drei von Ihnen (Weiße, ich war im Übrigen der Vierte im gesamten Stadion) wurden anfangs von einem Einzelnen massivst rassistisch beleidigt (wohlgemerkt, vom Schwarzen), was nochmal die hier laufenden ethnischen Konflikte aufzeigt. Der Mann sah allerdings auch stark alkoholisiert aus und stand höchstwahrscheinlich unter Drogeneinfluss. Das Spiel schleppte sich langsam zum Ende hin und ich beobachtete mittlerweile eher die Flugzeuge als das Schauspiel auf dem Rasen. Doch in der 90 Minute traf ein Heimspieler den Ball aus 30 Metern volley so perfekt, dass er im Winkel einschlug und die Menge tobte. Den trifft er so wohl auch nicht mehr in seinem Leben. Als die lange Nachspielzeit schon zu Ende schien, kam es aber nochmals zum Jubel der Gäste. Ein Ping-Pong Ball der dreimal abgewehrt wurde, landete dann doch noch auf dem richtigen Kopf und führte zu ekstatischer Freude des Torschützenden vor der Tribüne. Sah witzig aus, das Bild könnt ihr euch gerne auf Instagram ansehen.  Nach dem Abpfiff verließ ich schlagartig das Stadionareal, um der Dunkelheit noch gerade so in das Hotelzimmer zu entfliehen. Auch wenn ich mich tagsüber recht sicher gefühlt habe, Risiko muss/sollte man in Belize City in den Abendstunden nicht eingehen.

Am nächsten Tag gab es also das ekeligste Frühstück aller Zeiten und ich flüchtete daraufhin aus dem Hotel. Ein nicht weit entfernter Imbiss (natürlich von Asiaten betrieben) war schon am gestrigen Tag gut besucht und so gönnte ich mir auch die für 2,50 € angebotene Chicken-Pommes Box. Noch ekliger. Ich habe noch nie zwei so schlechte Mahlzeiten in Folge in mir aufgenommen. Also schnell weg aus der Stadt und ich nahm per Bus die sechsstündige Rückfahrt nach Flores auf. Dort entschied ich mich abends für einen Besuch in ein etwas höherwertiges Restaurant um meine Geschmacksnerven wieder etwas zu entspannen. Wirklich gut geschmeckt hat es übrigens auch hier nicht, aber tausendmal besser als der Fraß in Belize-City…

Antigua und die Acatenango-Wanderung – Ein traumhaftes Erlebnis

Die sechsstündige Acatenango-Wanderung führt euch auf einen (nicht mehr aktiven) Schichtvulkan bis zu einer Höhe von 3976 Metern. Was ist das Spannende daran? Gegenüberliegend steht der aktive Vulkan Fuego, der etwa alle 20 bis 30 Minuten versucht zu ,,spucken“ und große Rauchwolken über dem Krater aufsteigen. Ab/an spuckt er sogar Lava und fast jedes Jahr kommt es einmalig auch zu einem stärkeren und auch gefährlichen Ausbruch.

Es gibt unzählige Anbieter, die zweitägige aber auch eintägige Touren anbieten. Dies über zwei Tagen zu absolvieren, ist deutlich empfehlenswerter und wird auch von der Mehrheit vorgezogen. Die Preise variieren zwischen 70 und 150 Euro. Bei 70€ schläft man nur im Schlafsack, bei etwas mehr in Zelten und ich entschied mich für eine ,,Luxus-Variante“, also Matratzen in ganz einfachen Hütten. Die Gruppen treffen sich früh morgens zum Frühstück und zur Ausleihe (bei Wicho&Charlie vieles inklusive) der notwenigen Ausrüstung. Gerade die Wanderstöcke sind elementar, gerade auf dem (für mich) gefährlicheren Rückweg. Nach dem kurzen Kennenlernen ging es in zwei Kleinbussen etwa 20 Minuten hinauf zum Startpunkt. Dort sitzen bereits die ersten Hunde, wer diese Tiere ebenso liebt wie ich, wird begeistert sein, da einem streunende Hunde auf dem ganzen Weg nach oben begegnen. Unsere Agentur gab noch freiwilliges Tierfutter mit. Das sollte übrigens wie alles was Ihr in eure zwei Rücksäcke einpackt und mitschleppt, wohl überlegtes Extra-Gewicht sein. Ein Rucksack wird bei Wicho&Charlie etwa 80% hochgefahren und man nimmt euch also eine gute Zeitlang etwas Gewicht ab.

Nichtsdestotrotz ist dieser Aufstieg nichts für Menschen, die keine Grundfitness besitzen. Anfangs extrem staubig, wird es gerade im Mittelteil sehr steil und stellt einen vor kleineren Herausforderungen. Die Wanderung soll kein Rennen sein, dennoch wanderte ich mit hoher Motivation immer vorne mit den ersten Guides mit. In Sneakern, als Einziger meiner Gruppe wohlgemerkt, funktionierte der Aufstieg für mich erstaunlich gut. Mit mehreren Pausen wurden die Langsameren immer wieder auf dieselbe Höhe gebracht und alle konnten ihr eigenes Tempo durchziehen. Erfahrene Wanderer (bei mir hauptsächlich Amis und Kanadier) hatten ebenso so gut wie keine Probleme. Auf den letzten Metern zum Basiscamp bekam ich dann doch urplötzlich starke Probleme und musste mich richtig durchbeißen. Oben angekommen warf ich mich neben den vielen Sitzmöglichkeiten auf eine Matte um endlich zu liegen. Allerdings nicht, wie eine Amerikanerin dachte (,,good idea, relaxed position to enjoy the view hahaha“) um mich auszuruhen und weil ich körperlich erschöpft war, sondern um zu Erbrechen. 😀

Sehr unangenehm, während alle schon die ersten Rauchwolken des Vulkans genossen, tat mir entweder die Höhe oder das zum Lunch servierte Sandwich nicht gut. Später erfuhr ich noch von einem weiteren fitten Mann, dem es ähnlich erging. Hat man das Basecamp geschafft, kann man von dort noch ein Stückchen näher an den Fuego hiken. Diese weiteren drei Stunden hätte ich aber mit Sicherheit nicht überlebt und daher blieb abends für mich nur schnellstmöglich das Bett aufzusuchen. Oben ist es arschkalt und daher solltet ihr warme Klamotten mitnehmen. Die meisten haben auf ihren Matratzen in den Schlafsäcken extrem gefroren, was ich allerdings aufgrund meines Wohlbefinden gar nicht erst bemerkt hatte.

Am frühen Morgen des nächsten Tages werden dann ab 03:30!, wieder vom Basecamp aus kleine Wanderungen zu noch besseren Aussichtspunkten für den Sonnenaufgang angeboten. Da ich auch darauf verzichtete, bestaunte ich die Aussicht nur vom Basecamp. Diesen Blick kann ich nicht in Worte fassen und das war mich das Schönste und atemberaubendste was ich jemals gesehen habe. Ein unglaubliches Gefühl die Sonne aufgehen und den fuego rauchen zu sehen. Neben dir sitzen die Hunde und du hörst maximal kleine Vogelgeräusche und empfindest fast schon Magie. 

Der Abstieg geht deutlich schneller und ist in drei Stunden geschafft. Aufgrund der steilen Passagen rennen die Guides sprichwörtlich herunter, weil es leichter ist und nicht solche Konzentration erfordert. Hier kam ich mit meinen Sneakern dagegen absolut an die Grenzen des Machbaren. Absolute Konzentration, die Wanderstöcke waren mein wichtigster Überlebensgestand und trotzdem landete ich einige Male auf den Boden und kam erst mit der letzten Gruppe unten an. Selbst Schuld, entschied ich mich zuhause noch explizit dagegen meine Wanderschuhe ,,nur für eine kleine“ Wanderung mitzunehmen. Im Endeffekt passierte nichts Schlimmeres und ich kam auch munter unten an. Ich kann die Wanderung jedem Besucher Zentral-Amerikas uneingeschränkt empfehlen, in meinen Augen ist es sogar eine Pflicht dieses Abenteuer mitzunehmen!

Paragliding am Lake Atilan

Der lake Atilan ist ebenfalls eine sehr idyllische Gegend und von Bergen umgeben, mit vielen kleinen Dörfern drumherum. Hier wohnen tatsächlich viele Expats, ein ,,ausgeschriebenes“ Hippie-Dorf gibt es auch, muss jeder selbst wissen, daher nenne ich auch nicht dessen Ortsnamen. Ich nächtigte in Panajachel  (kurz Pana) in einem, meinem ersten, angenehmen Hotel am See. Zwar in der Party-Stadt Panajachel, aber doch etwas abseits gelegen. Sicherlich für Party-Begeisterte empfehlenswert, tagsüber fand ich es nicht sehr schön. Fahrt dann lieber mit den kleinen Booten zu kleineren Ortschaften am Lake Atilan. Der Grund meiner Anreise war das Paragliding. Hier am See kann man dies recht kostengünstig (20-30 Minuten für 70€) mitnehmen:

Obwohl ich noch nie Paragliden war, entstand bei mir kaum Aufregung. Zwischen dem Treffen unten am See, dem Hinauffahren zum Berg und der Einweisung vergingen kaum 10 Minuten und schon flog ich mit meinem Fahrer Alexander in der Luft. Angst vor Höhe sollte man nicht haben, logisch, aber das Gefühl ist schon interessant, sein Leben zwei kleinen Fäden in den Händen des Guides anzuvertrauen. Die Panorama-Sicht war auch hier phänomenal, Wasser + Berge ist einfach das Maximalste der Gefühle. Neu dazugekommen ist vielleicht die Vulkansicht, aber das schlägt bei mir fast nichts auf der Welt. Gerade wenn der Fahrer etwas Fahrt aufnimmt und in die Kurven geht, macht das Ganze zusätzlich noch eine Menge Spaß. Auf unserer Höhe von unter 1000Metern konnte man auch schön das neidische Winken der kleinen Menschen von unten sehen. Nach diesem letzten geplanten Abenteuer ruhte ich mich den restlichen Tag noch am Hotelpool aus, ehe es am nächsten morgen früh wieder zurück nach Guatemala City gehen sollte.

Der Länderpunkt Guatemala – Nochmal Glück gehabt!

Nun also das letzte große Ereignis meiner Reise, der Länderpunkt Guatemalas sollte hoffentlich fallen. Am Morgen wurde ein Shuttle Bus in Richtung Antigua und anschließend (mit einer Stunde Pause) in Richtung Hauptstadt bestiegen. Auf den vielen Bergstraßen fahren die meisten übrigens wie die Verrückten. Ein Laster vor unserem Shuttle kippte auf einmal nach rechts gegen die Bergkante und dann noch einmal nach links gegen die Leitplanke Richtung Abgrund, ehe er sein Fahrzeug wieder gerade manövrieren konnte. Höchstwahrscheinlich ist er eingeschlafen, kam aber (wie wir) mit dem Schrecken davon.

09.03.2024, 15:00 Uhr, Estadio Trebol, ~3500 Zuschauer
CSD Municipal 3:1 CSD Zacapa

Es sollte eine enge Nummer werden, schließlich war die Ankunft am Hotel um 14:30 angesetzt und das Spiel 30min später angepfiffen werden.
Kurz vor halb wurden, zu meinem Ärger, erstmal die Ziele der anderen Fahrgäste angesteuert, die Nervosität stieg. Die grandiose Reise hin/her, der exotische Länderpunkt war das „Endziel“, Hauptgrund und nicht nur nettes Beiwerk. Ich stieg also selbst mit dem ersten Gast aus und besorgte mir ein Uber zum Hotel. Dort angekommen wurde der Rezeption nur schnell der Rucksack ,,hingeworfen“, mit der Ansage das ich später erst einchecken werde. ,,Sie kommen aber auch?“ Natürlich Mensch, es musste schnell gehen.
Wieder ins nächste Uber und ab zum Estadio Trebol. Das ist übrigens nur der Volksname, mittlerweile heißt das Ding Estadio Manuel Felipe Carreira.
Am Stadion rausgeschmissen, um 14:53, suchte ich für die Haupttribüne den Schalter, ein Einheimischer ebenso, wir erfuhren jedoch, man müsse einmal komplett ums Stadion herum. Na toll, das passt dem Groundhopper natürlich wieder nicht. Dem nächsten Kartentypen kaufte ich dann also für die Nord, bzw. Stehtribüne eine Karte ab und stellte mich in die Eintrittsschlange. Ein erstes Siegesgefühl, das wird heute was.
Nach der Kontrolle, der Ticketscan. Es funktioniert nicht und blinkte rot. Einmal, zweimal, dreimal. ,, Gehen Sie bitte wieder raus“. Von innen hielt mir erneut jemand, halb belustigend, seine Karte mit der Fragestellung ,,extranjero, extranjero?““ (Ausländer) hin.
Nein, diesmal nicht, auch in meiner puren Verzweiflung. Ich stieg schon übers Gitter, da hielt mir ein ein junges Mädchen eine Papierkarte hin. ,,Cuanto cuesta?“. Sie schüttelte nur mit dem Kopf, ich hielt den Wisch der Scannerin hin und siehe da es leuchtete Grün.
Ich wollte mich noch bedanken, doch das Kind war schon verschwunden. Einmal gescammt worden und einmal etwas geschenkt bekommen, das ist dann wohl Wahres Glück im Unglück.

Das Stadion war etwa halb gefühlt, die Sitztribüne rechts komplett (allerdings fehlt hier ein Teil und ist ,,im Umbau“), ich schätze es waren insgesamt etwa 3500 bis 4000 Zuschauer. Frauen und Kleinkinder anlässlich zum Frauentag, übrigens mit freiem Eintritt (Herzlichen Glückwunsch, ist ja egal wann ihr das liest :D), ansonsten kommen hier wahrscheinlich noch weniger, aber ich fand die Anzahl doch ganz okay. Auf meiner Seite war der typische Support einer barra brava, von denen auch aus Südamerika berichtet wird, begleitet mit Trommeln und Musik und durchgehenden Beschimpfungen auf alles und jeden. Sicherlich, hier im kleineren Rahmen, aber als Einstieg (für mehr) auf dem Kontinent Amerika gefiel mir das doch ganz gut.
Die Rojos starteten auf dem Feld auch extrem bissig und gingen in der vierten Minute direkt in Führung.  Die hielt etwa 60 Sekunden, bevor die Gäste per fragwürdigen Handelfmeter ausgleichen sollten. Die Beleidigungen erreichten ihren Höhepunkt.
Das Spielniveau ist hier besser als in Belize, nicht schwer, immerhin ist das hier kein Acker, allerdings fiel mir früh auf, dass 1-2 einfache (!) taktische Veränderungen großes bewirken könnten. Aber gut, lassen wir den Schlaumeier, auch so erzielte Municipal schnell darauf das 2:1 und sorgte in der eigenen Defensivreihe für etwas Ruhe. Übrigens angenehm so ganz ohne VAR und Videokeller. Klare Fehlentscheidungen, hier ein klarer Ellenbogenschlag des Gästetorwarts, eine brutale Tätlichkeit, werden dann aber mal einfach übersehen…
In der zweiten Halbzeit erzielten die Rojos dann per Konter früh das 3:1. Deckel drauf, Spiel entschieden. Zacapa rannte zwar an und zeigte erneut eine extreme Unausgeglichenheit auf dem Feld und Lücken zwischen und Angriff und Restverteidigung, aber der Gastgeber konnte dies auch nicht in mehr Tore ummünzen. Schade, die Chancen wären da gewesen.
In den letzten Sekunden bewegte ich mich in Richtung Ausgang (um schnell in ein Uber zu kommen, das Stadion liegt recht weit von denen als ,,sicher“ eingestuften Zonen der Stadt) und wurde als extranjero nochmal zu den ,,starken Jungs“ herbeigerufen. Ich ließ es aber bei einem Winken, ich bin mir sicher, dass nichts passiert wäre, aber meine fehlenden ausreichenden Spanisch Kenntnisse und mein gebuchtes Auto, ließen mich dann das Stadion mit Abpfiff verlassen. Länderpunkt eingetütet würde ich sagen!

Nach dem Spiel wurde sich am Abend und auch am darauffolgenden letzten Tag im Land im Hotel-Bunker entspannt. Die Reise verlief sensationell und der sehr strikte Zeitplan funktionierte mit ganz kleinen Dellen einwandfrei.
Die einzige Selbstkritik, die mir gerade am Flughafen sitzend einfällt, ist die Zeit. Natürlich hätte ich mehr Tage, gerade am Lake Atilan sehr gerne in Anspruch genommen, dort soll man auch einige coole Wanderungen machen können und generell ist das Panorama dort sehr ansehnlich.
Allerdings muss irgendwo der Spagat zwischen dem ,,Haupthobby“ Groundhopping/schnelle Länderpunkte einsammeln und dem Reisen/ Erkunden ,,nebenbei“ gefunden und Opfer in Kauf genommen werden. Vielen denen ich begegnet bin, sind monatelange Backpacker, die dann aber auch fast jede Nacht im Hostel verbringen. Diesmal, so ehrlich muss ich sein, war ich auch etwas einer dieser seltsamen Spezies, aber übertreiben will ich es auch ja nicht.

Guatemala ist ein schönes Land, die allermeisten Einheimischen sprechen kein Englisch, sind aber immer hilfsbereit. Die Preise sind tatsächlich nicht so günstig wie erwartet, aber preiswerter als in Deutschland ist es allemal. Ob ich nochmal wiederkomme? Das lasse ich offen, das Land kann ich aber uneingeschränkt weiterempfehlen (die Sicherheit ist bei jederzeitiger Achtsamkeit und Aufmerksamkeit gegeben). Hochzufrieden und auch erschöpft trete ich gleich die mehr als 26-stündige Rückreise (wieder über die USA) an. Bald endlich wieder deutsches Essen (Ja, im Ernst!).

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